der sieger des kmw 1998/99 trägt den namen jörg schürmeyer. obwohl erst am 33. spieltag in Führung gegangen, stellt der Borgloher nur auf den ersten Blick eine Überraschung dar. Denn obgleich sein Kader quantitativ insgesamt sehr knapp bemessen war – diese Bemerkung trifft insbesondere auf das Mittelfeld zu – gelang ihm der Erfolg über den mit Matthias Bläul routiniertesten Manager im Wettbewerb, Björn-Thorben Köhn. Der Neustadtgödenser hatte nach weitläufiger Auffassung den am stärksten besetzten Kader, in dem sich viele seiner Wunschspieler wiederfanden. Doch im Gegensatz zum zweimaligen Wettbewerbssieger besaß Schürmeyer das Glück nur äußerst selten und vereinzelt auf Leistungsträger verzichten zu müssen (Marschall). Hätte der Borgloher auch nur annähernd so viele Langzeit-Verletzte beklagen müssen wie Köhn (Schjönberg!, Elber!, Beinlich!, Iashvili!, Hristov!, Balakov!, Deisler!, Vanenburg, Hoffmann, Andersson, Hermel, Kobiashvili, Pashazadeh, van Hoogdalem, Epp!), dann wäre er angesichts seinen kleinen Kaders oftmals gar nicht mehr in der Lage gewesen, überhaupt eine Mannschaft aufzustellen, geschweige denn eine Erfolg versprechende. So gesehen muß Schürmeyers Sieg als logische Folge der Köhnschen Verletzungsmisere betrachtet werden.

Trotz allem gehört Köhn mit zu den Gewinnern des diesjährigen Wettbewerbs, hat er doch immerhin die meisten Spieltage (13) und zwei Einzelwertungen gewonnen (Effenberg, Elber). Bläul und Müller stellen beachtlicherweise jeweils den Sieger einer Spielerwertung (Butt; Nowotny). Außerdem konnten sie zwei bzw. drei Spieltage für sich entscheiden. Kamlage komplettiert das virtuelle Podest und heimste auch die drittmeisten Spieltage ein (5). Während Hubl (3) und Finke (1, Spieltag-Rekord!) zumindest noch Achtungserfolge verbuchen konnten, versagte der großspurig auftretende Pieper, dessen Mindestziel der dritte Gesamtplatz gewesen war, auf ganzer Linie. Nicht mal einen einzigen Spieltag vermochte er zu gewinnen.

Im Hinblick auf die neue Saison verabschieden wir die Teilnehmer Bernd Hubl und Daniel Finke. Sie werden durch den ambitionierten Werderaner Mathias Radowski und einen mysteriösen katholischen Fußballfan aus Borgloh ersetzt.

Wer konnte noch daran zweifeln? Wie schon die letzte geht auch diese Saison an den weiterhin frisch auftretenden Emporkömmling aus Borgloh, Jörg Schürmeyer, der somit nach zwei Teilnahmen am Wettbewerb weiterhin unbesiegt bleibt, obgleich der letztjährige Erfolg durch den Doping-Skandal seines Spielers Thomas Ziemer für immer in Frage gestellt sein wird. Gestand der Sieger noch im letzten Jahr ein, er habe den damaligen Zweikampf lediglich aufgrunde eines gravierenden Verletzungspechs in Köhns Mannschaft gewonnen, so ist sein aktueller Triumph etwas unumstrittener. Schließlich gehen zudem mit Butt und Nowotny zwei Einzelwertungen an seine Adresse.

Doch bereits auf dem zweiten Blick lassen sich einige Makel ausmachen. Köhns Ausfälle wogen sicherlich schwerer als Schürmeyers, dessen angeschlagene Spieler, mit Ausnahme von Martin Groth, stets schnell wieder zu ihrer gewohnten Form fanden oder aber eindeutig zur verzichtbaren zweiten Reihe gehörten. Dagegen fehlten Köhn die Spieler Deisler, Djorkaeff, Grammozis, Iashvili und Thon erschreckend häufig. Zudem wurden Marco Bode und Michael Preetz nicht minder durch andere körperliche Beschwerden geplagt und in ihrer Leistung gehemmt. Dies reduzierte ihr Potential um Längen. Doch da Verletzungspech immer einkalkuliert werden muß, bleibt auf einige andere externe Effekte hinzuweisen: Elfmeterglück, die ungerechte Beurteilung der Spieler des TSV 1860 München und die unterschiedliche Belastung im Europapokal. Selbst wenn man Hans-Jörg Butt die mehr als zehn zugesprochenen Elfmeter nicht weiter ankreiden möchte, wieso fühlen sich kicker-Redakteure notorisch dazu berufen, einem Torwart, der einen Strafstoß verwandelt, gleich automatisch jedesmal die Note Eins auf dem Präsentierteller zu überreichen? Entscheidungen dieser Art lösten bei vielen Wettbewerbern heftige Attacken von Empörung aus. Des weiteren profitierten zwei 1860-Spieler in besonderer Weise von der atavistischen Taktik ihres Trainers. Häßlers und Maxens Punkte wurden auf dem Rücken ihrer bemitleidenswerten Mitspieler geerntet. Darüber hinaus schafften es die dafür zuständigen Journalisten in keiner Phase der Saison, ein Spiel der beiden angemessen zu beurteilen. Zu guter letzt bleibt als ungerechte Einwirkung von außen die extreme Belastung einzelner Spieler, zuvörderst sind Deisler, Scholl, Frings, Bode, Ailton und Pizarro angesprochen, in der Vielzahl europäischer und anderer internationaler Spiele zu beklagen, die in dieser Form und in all ihren speziellen Auswirkungen von keinem Manager vorauszusehen waren. Erschreckende Leistungsunterschiede in den Bundesligaspielen gingen zu Lasten des kMW-Niveaus. Die Crux dieser drei Effekte liegt nun darin, daß alle drei für sich gesehen vielleicht nicht so schwer wogen, sondern daß sie alle in die gleiche Richtung wirkten, nämlich für einen Gesamtsieg von Jörg Schürmeyer. Und wenn er auch nur eine Minute lang ehrlich zu sich selbst ist, sollte er sich einmal fragen, wieviel Glück er eigentlich in den letzten zwei Jahren gehabt hat! Allein in Bezug auf das letzte Jahr sei nicht nur an Köhns Verletzungspech erinnert, sondern an Spieler wie Scheuer (2 Spiele, 71 Punkte!!!), Ziemer, Dreher, Ehlers, Sobotzik, Präger usw., die unter seinen Fittichen unglaubliche und nie wieder gesehene Leistungen vollbrachten.

Den dritten Platz nahm Brack nach seinem Comeback ein. Der Göttinger versuchte stets in Wartehaltung, vielleicht doch noch einmal in den Titelkampf einzugreifen, wenngleich ihm der Sprung nach ganz oben verwehrt geblieben ist. Mit Emersons Sieg in der Mittelfeldwertung kann er überdies einen bemerkenswerten Teilerfolg für sich verzeichnen. Aike Müller verlor in der Fremde seinen vierten Platz, wird deswegen aber nicht allzu sehr enttäuscht sein. Sein langer Kontrahent im Kampf um die Ehre, Achim Helmedach, nahm ihm den avisierten Rang ab, nachdem er die durch Carsten Piepers totale Planlosigkeit verunsicherte Mannschaft erst einmal weiterhin taktisch gewieft gewähren ließ, um dann die Zügel umso stärker anzuziehen. Bordon, Wosz und Ramdane flogen aus der Mannschaft, und mit Michael Preetz konnte letztendlich der Schlüssel zum Erfolg verpflichtet werden. Gerade noch seinen Stolz retten konnte Mathias Radowski, der den mittellosen Manager Bläul kurz vor Saisonende knapp abfangen konnte. Dieses Ergebnis wird noch mehr zur Pein, wenn man bedenkt, daß Bläuls Mannschaft fünf entscheidende Nachteile gehabt hat, doch dazu später mehr.